Wenn Rainer Steppan über Versager im Dreiteiler schreibt, dann geht es nicht um die windigen Gestalten in der Schmuddelecke der Berater-Szene, sondern den ganz normalen Alltag. Die knallharten, multikompetenten Kostendrücker griffen in Deutschland so viel Honorar ab, wie ein Großunternehmen vom Schlage der Telekom Umsatz machte. Während einerseits Tausende Arbeitsplätze aus Kostenersparnisgründen wegrationalisiert wurden, ließen Vorstände und Geschäftsführer ihre Arbeit … mehrfür horrende Summen von den professionellen Strategieplanern erledigen. Auch die schier endlose Serie von Pleiten und Skandalen, von denen der Autor so umfassend wie nötig und so unterhaltsam wie möglich berichtet, konnte die Großen der Consulting-Szene bisher nicht wirklich in Bedrängnis bringen. Ob McKinsey, Boston Consulting Group oder Roland Berger -- sie alle haben, da lässt Steppan keinen Zweifel, durch bewährtes Strippenziehen lukrative Aufträge und Spitzenjobs über Jahrzehnte in den eigenen Reihen gehalten und so ihr "trojanisches Pferd an den Schaltstellen der Macht platziert". Doch nun müssen sich Berater den Vorwurf gefallen lassen, dass sie das Massensterben ihres potenziellen Kundenstammes selbst verursacht und beschleunigt haben. Die Verantwortung dafür tragen sie so gut wie nie. Doch inzwischen ist es aus mit dem gewohnten Expansionskurs und händeringend wird nach neuen Beratungsbedürftigen, nach etwaigen Baustellen gesucht. Und, siehe da, mit Pro-Bono-Projekten werden marketingstrategisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: einerseits wird das schlechte Image korrigiert, andererseits werden gemeinnützige Organisationen geködert. Und dann steht da ja noch ein anderes, gigantisches Projekt im Raum, befindet sich doch Deutschland zurzeit in einem gewaltigen Umbauprozess, bei dem die Berater alles andere als zuschauen wollen. "Es darf nicht sein", mahnt Steppan, "dass die Beamten hilflos mit den Achseln zucken und die Berater mit geldschweren Taschen von dannen ziehen, wenn ein öffentliches Projekt im Chaos versinkt, dass der Bürger letztlich finanziert." Gesunde Skepsis stünde den staatlichen Stellen also gut zu Gesicht, wenn es um die Vergabe von Beratungsaufträgen geht. --Petra Günzel weniger